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Bischof Krämer kontert Vorwurf der Zögerlichkeit bei Missbrauchsfall

Rottenburg/Aachen (KNA) – Der Rottenburger Bischof Klaus Krämer weist Vorwürfe zurück, er habe als früherer Präsident des Hilfswerks missio zu zögerlich auf einen Missbrauchsfall reagiert. Der in einem Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Dienstag online) erhobene Vorwurf sei "nicht zutreffend", erklärte Krämer am Freitag auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Stuttgart. Zugleich zeigte er sich selbstkritisch.

 

Hintergrund der Vorwürfe ist eine Sammlung von afrikanischen Artefakten, die der 1991 verstorbene mutmaßliche Missbrauchstäter Leonhard Meurer aufgebaut hatte. Die Sammlung war im Foyer des Hilfswerks zu sehen und in Teilen bis April 2023 ausgestellt.

 

Krämer war von 2008 bis 2019 Präsident des Hilfswerks missio in Aachen. Er erklärte nun, der damalige Aachener Generalvikar Manfred von Holtum habe ihn in einem auf den 30. November 2011 datierten Brief über die Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs an Minderjährigen gegen Meurer informiert. Er sei auch über die Erwartung von zwei Betroffenen in Kenntnis gesetzt worden, "dass zumindest der Namenshinweis auf Pfarrer Meurer, wenn nicht sogar die Masken beziehungsweise Skulpturen aus der Sammlung Meurer entfernt werden sollen", erklärte Krämer.

 

"Selbstkritisch in der Rückschau"

 

Er habe "zeitnah nach Eingang des Schreibens" einen missio-Mitarbeiter "mündlich instruiert, in dieser Angelegenheit mit dem Bistum Aachen zu kooperieren und die Bitte des Generalvikars umzusetzen", sagte Krämer. Deswegen sei "der Vorwurf, ich hätte erst nach zehn Monaten reagiert, nicht zutreffend".

 

Als seine Anordnung nicht zeitnah umgesetzt worden sei, habe er diese "im September 2012 unverzüglich und schriftlich wiederholt", so Krämer, der hinzufügte: "Selbstkritisch muss ich in der Rückschau auf mein Handeln in dieser Sache feststellen, dass ich mich früher persönlich von der Umsetzung meiner Anordnung hätte überzeugen müssen."

 

Meurer 2023 auf Täterliste des Bistums Aachen

 

Die Zeitung hatte unter Berufung auf ein von missio beauftragtes und am Dienstag veröffentlichtes Gutachten zu Meurer geschrieben, auf Krämer falle in der Angelegenheit kein gutes Licht. "Krämer reagierte laut dem Gutachten erst zehn Monate nachdem ihn das Bistum Aachen im November 2011 darüber informiert hatte, dass zwei Betroffene mitgeteilt hätten, die ausgestellten Masken früher im Pfarrhaus Meurers gesehen zu haben, wo sie missbraucht worden seien. Der Missio-Präsident ordnete demnach jedoch nur die Entfernung einer einzigen Maske und die Umbenennung der 'Sammlung Meurer' in 'Sammlung Africana' an."

 

Das Bistum Aachen hatte Leonhard Meurer in seine am 18. Oktober 2023 veröffentlichte Liste von 53 Tätern und mutmaßlichen Tätern sexualisierter Gewalt gegen Minderjährige und Schutzbefohlene aufgenommen.